Lila von Dornbusch? Ein Schelm, wer da nicht gleich an Rosa von Praunheim denkt. Vor allem, wenn von einem Roman die Rede ist, den Chris Kraus geschrieben hat, Regisseur, Autor und einst Schüler von Rosa von Praunheim. „Sommerfrauen, Winterfrauen“ (Diogenes 2018) ist ein großartiger und bisweilen skurriler Roman über einen jungen Regiestudenten, der in New York einen Film über Sex drehen soll. Abgelenkt wird er dabei allerdings von der dunklen Familiengeschichte, auf die er dort stößt. Der Göttinger Literaturherbst und die Filmkunstfreunde Göttingen nehmen die baldige Eröffnung des neuen Kinos in der alten Baptistenkirche zum Anlass, den in Göttingen geborenen Regisseur Chris Kraus einzuladen. Im Gespräch mit Christoph Lohnherr wird es um seine Bücher und seine Leidenschaft für Filme gehen. Im Anschluss wird sein Film „Die Blumen von gestern“ gezeigt. In Kooperation mit den Filmkunstfreunden Göttingen und dem Lumière Kombiticket für Lesung und Film 16 € VVK | 17 € AK – https://bit.ly/2vmJKj1
27. Göttinger Literaturherbst: Lucy Fricke – Töchter
„Er will sterben, Betty. Und ich soll ihn fahren.“ / „Wie fahren?“ / „In die Schweiz. Nächste Woche ist der Termin.“ Und so sitzen die Freundinnen Betty und Martha kurz darauf in einem schäbigen alten Golf – mit Marthas Vater auf der Rückbank. Doch auf diesem Roadtrip läuft wenig wie geplant, der Lago Maggiore kommt dazwischen, ein italienisches Dorf, eine griechische Insel und ein Haufen emotionaler Abgründe. Lucy Fricke schlittert in „Töchter“ (Rowohlt 2018) mit ihren Figuren schonungslos an den Bruchkanten ihres Lebens entlang – und das ist überraschend erheiternd. Denis Scheck urteilt: „Ein Buch, das mein Herz gewann durch seine Komik und seine enorme Rasanz“. Moderation: Anke Detken In Kooperation mit pro office
27. Göttinger Literaturherbst: Meg Wolitzer – Das weibliche Prinzip
In den USA gehört sie längst zu den ganz großen Autorinnen. 2014 wurde sie endlich auch hierzulande gebührend gefeiert mit ihrem Bestsellerroman „Die Interessanten“. Nun aber schreibt Meg Wolitzer mit „Das weibliche Prinzip“ (Dumont 2018) den Roman der Stunde und nimmt das Verhältnis von Feminismus und Macht, Liebe und Loyalität scharf in den Blick. Das Buch zur MeTooDebatte? Vielleicht. Vor allem aber ist es ein großer Roman, der sich in eine Reihe mit den Great American Novels eines Jonathan Franzen oder Jeffrey Eugenides stellen kann. Shelly Kupferberg (u. a. Deutschlandradio Kultur) moderiert und übersetzt zusammenfassend, die deutschen Textstellen liest Imme Beccard.
27. Göttinger Literaturherbst: Adriana Altaras – Die jüdische Souffleuse
Schauspielerin, Regisseurin und nicht zuletzt Autorin. Adriana Altaras ist eine Umtriebige. Und wer ihre Bücher kennt, weiß: Sie ist eine furiose, mitreißende, anrührende Erzählerin, nicht nur, wenn sie von ihrer rasanten Kindheit, von ihren Partisaneneltern unter Tito oder ihrer Ankunft in Deutschland als Jüdin erzählt wie in Titos Brille. In „Die jüdische Souffleuse“ (Kiwi 2018) kommen nun die Absurditäten des Theateralltags auf den Tisch. Während der Proben zu Mozarts „Entführung aus dem Serail“ entpuppt sich ausgerechnet die Souffleuse als größte Herausforderung – das ist der Ausgangspunkt für eine heitere wie stürmische Geschichte. In Kooperation mit der Stadt Bad Gandersheim
27. Göttinger Literaturherbst: Robert Stadlober liest Richard Fariña – Been down so long it looks like up to me
Jim Morrison war großer Fan, Bob Dylan ein Freund und Thomas Pynchon sein Zimmergenosse. Gute Voraussetzungen, um eigene, wilde Blüten zu treiben. Einige feierten ihn für seine Musik, andere für seinen einzigen Roman „Been down so long it looks like up to me“ (Steidl 2018). Gnossos, widerborstiger Antiheld, durchstreift darin auf seiner Suche nach Selbstbefreiung und der einzig wahren Liebe die Asphaltmeere und Campuslandschaften der amerikanischen Sixties. Der CountercultureKlassiker ist nun zum erstem Mal auf Deutsch erschienen. Robert Stadlober, Schau spieler, Musiker und selbst großer Fan, spricht mit Daniel Frisch über den James Dean der Literatur, der 1966 nur zwei Tage nach Erscheinen des Romans verstarb.
27. Göttinger Literaturherbst: Klaus Püschel, Bettina Mittelacher – Der Tod gibt keine Ruhe
Klaus Püschel hat die spektakulärsten Fälle auf seinem Tisch gehabt. Er hat Uwe Barschel nachobduziert, Störtebekers Schädel untersucht und einen afrikanischen Politiker, der im Haus eines Voodoo-Zauberers gestorben war. Seit vier Jahrzehnten ist der Rechtsmediziner international gefragter Experte seines Fachs, hat alles gesehen, was Menschen anderen Menschen antun. Gemeinsam mit Gerichtsreporterin Bettina Mittelacher hat er nun das dritte True-Crime-Buch veröffentlicht: „Der Tod gibt keine Ruhe“ (Ellert und Richter 2018). Darin löst Püschel die Rätsel, die der Tod mit sich bringt – spannender, schockierender und monströser als jeder ausgedachte Krimi. In Kooperation mit Universitätsmedizin Göttingen Entritt frei
27. Göttinger Literaturherbst: Jürgen Körner – Gutes Tier — böser Mensch?
Wie geht man artgerecht mir Tieren um? Was projiziert der Mensch in sie hinein, woher kommt die Idealisierung? Jürgen Körner, Psychologe und Analytiker, stellt fest: Die Tierliebe, wie sie uns allgegenwärtig ist, kommt erst im 19. Jahrhundert auf. In seinem Buch „Gutes Tier – böser Mensch?“ (V&R 2017) zeichnet er die Geschichte der Mensch-Tier-Beziehung von der Zeit des Europäischen Mittelalters bis zur Gegenwart nach, aus einer psychologisch-psychoanalytischen Perspektive und sagt: Wir müssen Tiere durchaus nicht vermenschlichen, um achtungsvoll mit ihnen umzugehen. In Kooperation mit dem BioBistro Ringelnatz, Witzenhausen.
27. Göttinger Literaturherbst: Herfried Münkler – AUSVERKAUFT!
Ein Drittel der deutschen Bevölkerung fand im verheerenden Dreißigjährigen Krieg den Tod. Herfried Münkler, Professor für Politikwissenschaften an der Berliner HumboldtUniversität, analysiert in seinem Buch „Der Dreißigjährige Krieg“ (Rowohlt 2017) minutiös damalige Schlachten und fragt sich: Ist der Dreißigjährige Krieg womöglich so etwas wie eine Blaupause für die Kriege des 21. Jahrhunderts?“ Im Gespräch mit Theo Geisel (MPI für Dynamik und Selbstorganisation) erörtert Münkler, wie uns diese Katastrophe besser als alle späteren Konflikte die heutigen Kriege verstehen lässt. In kooperation mit dem Max-Plank-Institut und der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
27. Göttinger Literaturherbst: Abi Andrews – Wildnis ist ein weibliches Wort
Mit 19 liest Erin die Werke von Henry David Thoreau, Jack London und Ernest Hemingway und stellt fest, dass die Perspektive auf die Welt der wilden Natur traditionell ausschließlich männlich ist. Zu Fuß, per Anhalter, mit dem Hundeschlitten und mit Fischerbooten bricht sie nach Alaska auf, um zu beweisen, dass Wildnis ein weibliches Wort ist. Mit ihrem meditativen, faszinierenden Debütroman lädt die Britin Abi Andrews zu einem Leseabenteuer ein und eröffnet eine neue, weibliche Betrachtungsweise auf die Wunder der Welt. Die deutsche Buchpremiere wird moderiert von Barbara Schaff. Foto (c) privat In Kooperation mit dem Englischen Seminar der Universität Göttingen und dem Literarischen Zentrum
27. Göttinger Literaturherbst: Matthias Göritz, Markus Feldenkirchen, Adriana Altaras – Geschichten aus der Küche der Macht
Macron, Obama, Trudeau – wenn ein talentierter PolitAufsteiger in der norddeutschen Provinz genau so groß herauskommen möchte, dann engagiert er sich einen Berater aus Übersee. Jemanden, der Obama kannte, so wie Parker, die Hauptfigur in Matthias Göritz’ neuem Roman. Ein Buch über die Kulissen politischen Handelns, über den Konflikt zwischen Wissen, Handeln, Mensch und Macht. Einer, der all das näher kennt, ist der Jour nalist Markus Feldenkirchen. Er begleitete den Aufstieg und Fall des Kanzlerkandidaten Martin Schulz aus nächster Nähe. Die Schauspielerin und Regisseurin Adriana Altaras blickt gemeinsam mit den beiden auf Inszenierung und Wirklichkeit in der Politik. Christoph Bungartz führt durch den Abend. Eine Veranstaltung in der Reihe „Der Norden liest“ vom Kulturjournal im NDR Fernsehen In Kooperation mit der Stadt Duderstadt