Dokumentation USA 2019 Regie: Stanley Nelson Länge: 115 Minuten
Miles Davis, der 1991 mit nur 65 Jahren starb, stand bereits als 18-Jähriger mit Charlie Parker auf der Bühne, nahm ein paar Jahre später die Songs auf, die als „Birth of the Cool“ veröffentlicht wurden und den Cool Jazz begründeten. Als schwarzer Musiker in den USA vielfach Rassismus ausgesetzt, nahm man Miles Davis im Ausland einfach als Mensch wahr, in Paris etwa, wo er mit Existenzialisten um Jean-Paul Sartre verkehrte und eine Liaison mit Juliette Gréco begann. Doch gerade diese in seiner Heimat so vermisste Akzeptanz ließ ihn bereits auf dem Rückflug in Depressionen verfallen, was zu seiner ersten von vielen Phasen schwerer Drogensucht führte. Und schon mit 29 zum ersten von vielen Comebacks und Neuerfindungen.
Allein diese erste Phase von Miles Davis’ Leben würde genug Stoff für einen abendfüllenden Film bieten, doch sehr viel mehr lag noch vor ihm: Fusion, Funkeinflüsse, ebenso viele Frauen wie Drogen, legendäre Konzerte wie berüchtigte Wutausbrüche. Wegbegleiter wie Herbie Hancock und Quincy Jones, Zeitgenossen wie Santana und Flea, Partnerinnen wie Juliette Gréco und Frances Taylor kommen in dieser Dokumentation zu Wort. Dazu hat Regisseur Stanley Nelson viel Archivmaterial gehoben und zu einer mitreißenden Collage zusammengefügt.
Die 43. Ausgabe des Göttinger Jazzfestivals steht wie jede Kulturveranstaltung im Zeichen der Corona-Pandemie. Bei allem gebotenen Abstand möchte es wie immer nah dran sein an dem, was im Jazz gerade Spannendes geschieht. Mit angepasstem Konzept wird es wieder ein breites Spektrum an internationalen und regionalen Bands präsentieren.
Jazz ist eine Improvisationskunst, ausgeübt von Überlebenskünstlern, und ihnen soll auch in diesem Jahr eine Bühne geboten werden. Für die Akteurinnen und Akteure geht es um Präsenz und Gagen. Den Organisatoren geht es darum, das Göttinger Jazzfestival in seiner Struktur zu erhalten und gut durch die Krise zu bringen. Sicherheit ist das Gebot der Stunde. Bei allen Konzerten wird es daher deutlich weniger Platzangebot geben als üblich – eine Exklusivität, die sich niemand wünscht und doch vieles möglich macht. Spielstätten sind das Deutsche Theater, das Alte Rathaus, der „Esel“ in Sülbeck, die Kreuzkirche, die Marienkirche sowie das neue Kino Méliès.
Zwei Bands pro Abend werden im Deutschen Theater als Doppelkonzert zu erleben sein: Am Freitag spielen das Trio des legendären Percussionisten Trilok Gurtu mit Frederik Köster (Trompete) und Florian Weber (Piano) sowie das Trio Rymden, die spektakuläre Vereinigung von Dan Berglund (Bass) und Magnus Öström (Drums) – ehemals Esbjörn Svensson Trio – mit dem norwegischen Pianisten Bugge Wesseltoft. Am Samstag tritt die verblüffende estnische Sängerin und Pianistin Kadri Voorand mit ihrem Duopartner Mihkel Mälgand (Bass) auf. Außerdem spielt Monk’s Casino, das Quintett um den Pianisten Alexander von Schlippenbach, das sich der respektlosen Interpretation des Werks von Thelonious Monk verschrieben hat.
Da das sonst übliche muntere Treiben auf den drei Bühnen des DT in diesem Jahr leider nicht stattfinden kann, wurde das Angebot der Bands aus der Region auf anderen Tage und Bühnen verlagert. Zu erleben sind weiterhin die Band Der weise Panda mit ihrer besonderen Spielart von Jazz-Poetry, der so junge wie talentierte Saxophonist Jakob Manz mit seiner groovenden Band sowie das deutsch-libanesische Quartett Masaa, in dessen Musik Abend- und Morgenland eine besondere Liaison eingehen. Das Kino Méliès zeigt den neuesten Dokumentarfilm über Miles Davis.