
Unsere Gene beweisen: Wir sind alle Migranten. Johannes Krause, Direktor am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte, ist Experte für die Entschlüsselung der DNA aus alten Knochen. Mit seiner Forschung liefert er Fakten zu Wanderungsbewegungen der Menschheit. In seinem Buch „Die Reise unserer Gene“ (Propyläen 2019, zusammen mit Thomas Trappe) stellt er klar: Den europäischen Urmenschen gibt es nicht. Und er erklärt, was unsere genetischen Beziehungen zu Frühmenschen mit heutigen Migrationsdebatten zu tun haben. Der Wissenschaftler, der schon mit Svante Pääbo an der Sequenzierung des Neandertalergenoms arbeitete, spricht im Anschluss an seinen Vortrag mit Patrick Cramer (MPI für biophysikalische Chemie). In Kooperation mit der Max-Planck-Gesellschaft und der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. Foto: Anna Schroll

Antikapitalist, Systemzersetzer, Frauenheld? Wolf Biermann trägt viele Stempel. Der aufmüpfige Liedermacher und Lyriker führte ein bewegtes Leben zwischen Ost und West und ist als Zeitzeuge unverzichtbar. In „Barbara – Liebesnovellen und andere Raubtiergeschichten“ (Ullstein 2019) teilt Biermann nun hinreißend kuriose Lebensgeschichten. Dabei spielen DDRGrößen wie Hanns Eisler, Manfred Krug, Robert Havemann und Jürgen Fuchs ebenso eine Rolle wie absolut Unbekannte, die unvergesslich blieben. Heiß her geht es in diesen 18 Erzählungen immer: unglückliche Liebhaberinnen, lächerliche Volkspolizisten, eine wütende Mutter und eine traumhafte Prostituierte – hier wird ein sattes, literarisches Stück Biermann-Leben geliefert. Mit dem großen Liedermacher spricht Andreas Öhler. Es liest Manuel Soubeyrand. Foto: Hans Scherhaufer

Fünf große Literaturpreise in zwei Jahren, so lässt sich der jüngste Karriereabschnitt der Autorin Terézia Mora zusammenfassen. Diesen Herbst dankt die Büchner-Preisträgerin es ihrem Publikum und der Kritik mit einem neuen Roman: „Auf dem Seil“ (Luchterhand 2019) erzählt von dem IT-Experten Darius Kopp, den Mora-Fans schon aus „Der einzige Mann auf dem Kontinent“ und „Das Ungeheuer“ kennen. Den Verlust seiner Frau Flora versucht er reisend zu verarbeiten und landet auf Sizilien. Doch der Stillstand beherrscht weiterhin sein Leben – bis seine 17-jährige Nichte unversehens auftaucht. Über Unvorhersehbares und das Glück spricht die virtuose Schriftstellerin mit Joachim Dicks (NDR Kultur). Gefördert vom Auswärtigen Amt. In Kooperation mit dem Jungen Theater Göttingen. Foto: Antje Berghäuse

Wer mit seinem zweiten Buch schon den begehrten Prix Goncourt 2018 erhält, von dem darf noch viel erwartet werden. Nicolas Mathieus großer Gesellschaftsroman „Wie später ihre Kinder“ (Hanser 2019) schreibt sich in eine aktuelle Debatte ein. Es geht um die Abgehängten und Ausgeklinkten, repräsentiert durch den 14-jährigen Anthony und seine Freunde. Mit der Sommerhitze als Kulisse werden sie im struktur schwachen Osten Frankreichs erwachsen. Die Sehnsucht nach einem anderen Leben bespricht der Autor mit Alexander Solloch (NDR Kultur). Veranstaltung auf Französisch mit zusammenfassender Übersetzung. Den deutschen Text liest Cornelia Wanke. In Kooperation mit dem Hotel FREIgeist Göttingen und der Deutsch-Französischen Gesellschaft Göttingen. Foto: Bertrand Jamot

Jedes Jahr zeichnet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels den besten Roman in deutscher Sprache aus. Seit 2014 hat der Göttinger Literaturherbst die Ehre, die frischgekürte Preisträgerin oder den frischgekürten Preisträger in der ersten Lesung außerhalb der Messe präsentieren zu dürfen. So haben bereits u. a. Inger-Maria Mahlke, Robert Menasse, Bodo Kirchhoff und Frank Witzel das Publikum hier begeistert. Und auch die diesjährige Gewinnerin oder der Gewinner steigt direkt in den Zug von Frankfurt nach Göttingen. Eine exklusive Lesung mit Überraschungseffekt, moderiert von Stephan Lohr. In Kooperation mit der Stadt Göttingen und der Stiftung Börsenverein des Deutschen Buchhandels.

Stewart O’Nan schafft es wie kaum ein anderer, das Alltagsleben voller Anmut strahlen zu lassen. Die Figuren des US-Autors bekämpfen die Ödnis mit intelligentem Humor, wie Emily, schon bekannt aus seinem Bestseller „Emily, allein“. Ihr Ehemann Henry ist die Hauptfigur in „Henry persönlich“ (Rowohlt 2019). Die beiden verbringen ihren Lebensherbst in einer bezaubernden Nachbarschaft in Pittsburgh. Wo Golfausflüge sich mit Nachmittagen in der Werkstatt abwechseln, ist geruhsame Routine eingekehrt. Doch Zitronenkuchen mit viel Puderzucker bleibt nicht die einzige freudige Überraschung. Über den leuchtenden Alltag dieses liebenswürdigen Paars spricht der Autor mit Bernhard Robben. Veranstaltung in englischer Sprache mit zusammenfassender Übersetzung. Den deutschen Text liest Götz Lautenbach. In Kooperation mit der Stadt Göttingen. Foto: Philippe MATSAS Opale Leemage

Verdrängtes aufdecken, Unbewusstes entziffern – dafür steht Sigmund Freud. Freuds Dinge, die seine Lebzeit prägten und eine wesentliche Rolle in seiner Arbeit einnahmen, rückt Lothar Müller, Autor und Journalist, u. a. im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung, nun ins Zentrum seines gleichnamigen Buches (Die Andere Bibliothek 2019). Müller versucht »die feinen Fäden sichtbar zu machen«, die die Deutungsstrategien Freuds mit den vielen neuen und alten Dingen verbanden, die Industrialisierung und Kolonialisierung hervorbrachten. Über seine Einsichten in diese Objekt- und Dingwelten bei Freud spricht er mit Rebekka Habermas, Professorin an der Georg-August-Universität Göttingen und Expertin für das 19. Jahrhundert. Es moderiert die Direktorin der Zentralen Kustodie Marie Luisa Allemeyer. In der Reihe „Science & Arts“ in Kooperation mit der Georg-August-Universität Göttingen. Foto: Regina Schmeken