
2030 – Odyssee im Leerraum (UA)
Ein dokumentarisches Theaterstück über den Strukturwandel im ländlichen Raum von Nico Dietrich und Lutz Keßler
Ländliche Räume in ganz Deutschland verlieren massiv Einwohner und damit auch Steuerzahler. Mit dem Wegzug der Einwohner fällt es den Kommunen und Kreisen schwerer die gesetzlich vorgeschriebene Grundversorgung der Bevölkerung zu erfüllen. Der Anreiz in ländlichen Räumen zu leben sinkt weiter. Bis zum Jahr 2030 leben im Raum Südniedersachsen zirka 100.000 Einwohner weniger als noch im Jahr 2000. Was bedeutet diese Zahlen für kommende Generationen? Hat die Region in hundert Jahren dann keine Einwohner mehr? Wo liegen die Ursachen?
Das Junge Theater Göttingen hat sich auf eine Irrfahrt durch den ländlichen “Leerraum“ begeben und mit den Menschen vor Ort gesprochen. Die O-Töne der „Experten des Alltags“ werden auf die Bühne geholt. Niedersächsische Kulturschaffende, Ehrenamtliche, Demographen, Humangeographen, BürgermeisterInnen der Regionen und visionäre Raumpioniere stellen ihre Strategien vor, wie sie den Ursachen des demographischen Wandels in Südniedersachsen begegnen.
Wir danken dem Landschaftsverband Südniedersachsen, den Bürgermeistern aus Osterode, Seesen und Clausthal Zellerfeld, der Bibliothek Osterode, UNESCO Weltkulturerbe Oberharzer Wasserwirtschaft, den ehemaligen Demograhie-beauftragten der Stadt Göttingen, der Demographiebeauftragten des Landkreises Göttingen, dem Studiengang der Humangeographie der Georg-August-Universität Göttingen, dem Fachgebiet Regionalmanagement der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Göttingen, der Initiative„Solidarity – Harzer helfen”, der Heimatpflege des Bioenergiedorfes Jühnde.
Besetzung
Inszenierung Nico Dietrich
Ausstattung Nico Dietrich und Lutz Keßler
Dramaturgie Lutz Keßler
Mit Agnes Giese, Götz Lautenbach (a.G.), Eva Maria Hamm und Benjamin Wilke (Schauspielschule Kassel) Statisterie Jannika Pyttlich, Emma Schisler, Charlotte Well, Leon Caspari
Aufführungsdauer 1 Stunde 30 Minuten
Premiere
- Januar 2016
Pressestimmen
„Umgesetzt ist das komplexe Thema amüsant: Schauspieler, die mit Ortsschildern der Dörfer ausgestattet wiedergeben, wie die Gefühlslage vor Ort ist. Immer wieder unterbrochen durch spielerische Elemente wie Miniaturen von Playmobil-Männchen, die vor einem Haus stehen und immer weniger werden und Fotomontagen, die im Hintergrund laufen. Intendant Dietrich sagt, er habe zuerst auch einen gewissen Respekt davor gehabt, so ein Thema als Stück umzusetzen. „Eine unserer ersten Fragen war tatsächlich: Demografischer Wandel, Transformation von Kultureinrichtungen – was sind denn das für Themen, wie macht man da ein Theaterprojekt draus, schlafen die Leute da nicht ein? Aber wir haben dann sehr schnell gemerkt, dass wir uns Themenfelder und Aspekte suchen, die die Menschen berühren.“ Und das hat das JT-Team durchaus geschafft – das Publikum applaudierte laut und anhaltend.“ (Jürgen Jenauer, NDR Kultur)
„Neben auch schon so oft bei Jauch oder Schirrmacher diskutierten Gefahren und Chancen, schafft es dieses Stück, den Finger in die Wunde zu legen: Die kulturelle Verkümmerung der Kleinstädte und Ortschaften. Dass sich die Perspektive des Stücks auf die unmittelbar betroffenen Bewohner dieser Regionen (die Experten des Alltags) und deren beeindruckendes Potential ihr eigenes Schicksal zu gestalten, richtet, hebt es vom bisherigen Jargon der Demografie ab. Gerade für das oft bürgerlich akademische Göttingen war diese kurzweilige und oft amüsante Lehrstunde in Sachen Demografie über sein näheres regionales Umfeld wichtig.“ (Felix Steinbock, Kulturbüro Göttingen)
„Ein gelungenes Stück, das den Zuschauer mit vielen Gedankenanregungen entlässt.“ (Delia Ehrenheim-Schmidt, Einbecker Morgenpost)
„Die Frage bleibt: Brauchen wir das im Theater? Das Premierenpublikum mit vielen Menschen, die Dietrich auf seiner Reise traf, gab seine klare Antwort mit langanhaltendem Applaus.“ (Ute Lawrenz, HNA)
„Besser könnte „2030“ an den Orten funktionieren, aus denen die Texte stammen: Zehn Termine sind vorgesehen, auf ehemaligen Tanzdielen, in Kirchen und dem – geschlossenen – Kino in Clausthal-Zellerfeld.“ (Jens Fischer, TAZ)