dosenfleisch

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Von Ferdinand Schmalz
Wenn die Autobahn sich durch das Tal fräst, müssen Natur und Mensch weichen. Auch das Geburtshaus von Beate musste platzmachen und so wurde sie zur Raststättenbesitzerin. Ihr Autohof ist ein limbusartiger Ort, ein Zeitvakuum, das die Reise unterbricht. Eine Stunde und zehn Minuten verbringt der Durchschnittsbesucher an der Raste. Doch Rolf bleibt, er wartet auf den nächsten Unfall. Als Versicherungsgutachter hat er ein geschultes Auge für Gefahrenlagen und erkennt das Unheil, das über die Autobahn heranrollt. Das Tableau komplettieren Jayne, eine ehemalige Schauspielerin und ein Fernfahrer. Gemeinsame rasten sie und warten auf den drohenden Blechschaden.
Ferdinand Schmalz hat mit »dosenfleisch« eine dystopische Ode auf alles mit der Autobahn Verbundene geschrieben. Sie ist Metapher für morbide Gefahren des Alltags, den unberechenbar-tödlichen Individualverkehr und gleichzeitig Milieustudie rastlos rastender Figuren.

Harald Martenstein

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Jeder lügt so gut er kann

Der neue Band des Kult-Kolumnisten – geistreich und gegen den Strich gebürstet
In »Jeder lügt so gut er kann« beweist der vielfach preisgekrönte ZEIT-Kolumnist Harald Martenstein erneut, warum er einer der meistgelesenen Autoren Deutschlands ist. In seinen kurzen Texten wagt er sich erneut an die großen Themen der Gegenwart – subjektiv, überraschend, oft sehr witzig. Ob es um politische Korrektheit, um Migration, Feminismus oder um scheiternde Utopien geht: Martenstein hat keine Angst davor, sich unbeliebt zu machen und dem Mainstream zu widersprechen. Doch in seinem neuen Kolumnenband geht es ihm auch immer wieder um das private Scheitern und Alltagsprobleme, als Vater, als Berliner, als Mann oder als Deutscher.
Ein Martenstein, das ist fast schon eine anerkannte Maßeinheit. Wie eine Elle, ein Zoll, ein Stein.
»Martenstein« – so heißt Harald Martensteins Kolumne in der ZEIT, die aktuell und zeitlos zugleich ist. Leichtfüßig und nachhaltig sind die Beiträge, die der Autor liefert. Und zwar mit einer bewunderungswürdigen Zuverlässigkeit jede Woche aufs Neue.
Martensteins politische wie private Betrachtungen, abgründig und witzig jeweils auf zwei, drei Seiten skizziert, lassen Alltagsthemen in einem völlig neuen Licht erscheinen. Ein Kolumnenband von ihm ist deswegen auch immer ein Meilenstein, ein Konzentrat des deutschen Zeitgeistes: ein »Martenstein« eben.

Harald Martenstein, geboren 1953, ist Autor der Kolumne »Martenstein« im ZEITmagazin und Redakteur beim Tagesspiegel. 2004 erhielt er den Egon-Erwin-Kisch-Preis. Sein Roman »Heimweg« wurde mit der Corine ausgezeichnet, 2010 bekam er den Curt-Goetz-Ring verliehen. Sein zweiter Roman »Gefühlte Nähe« erhielt höchstes Kritikerlob. Zuletzt erschienen die Kolumnenbände »Nettsein ist auch keine Lösung« und »Im Kino«.

© C. Bertelsmann

Praxis Dr. Müller-Wohlfühl

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Lieder für das Leben

Dr. Müller-Wohlfühl bittet in seine Praxis, um die großen und kleinen Schmerzen zu lindern. Und da bekanntlich Musik die beste Medizin ist, verabreicht er diese in stärkender Dosierung. Zur Seite stehen ihm dabei 14 Schauspieler*innen mit Liedern für das Leben.

Der Abend bietet einen ersten Ausblick auf die kommende Theatersaison 2019/20, in der Schauspieler*innen in unterschiedlichster Besetzung regelmäßige Liederabende geben werden.

Besetzung

  • ensemble

    Andrea Strube

  • ensemble

    Angelika Fornell

  • ensemble

    Benjamin Kempf

  • ensemble

    Christina Jung

  • ensemble

    Christoph Türkay

  • ensemble

    Daniel Mühe

  • ensemble

    Dorothée Neff

  • ensemble

    Florian Eppinger

  • ensemble

    Gerd Zinck

  • ensemble

    Gregor Schleuning

  • ensemble

    Marco Matthes

  • ensemble

    Mirjam Sommer

  • ensemble

    Nikolaus Kühn

  • ensemble

    Rebecca Klingenberg

  • ensemble

    Marius Ahrendt

Das Leben auf der Praça Roosevelt

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Von Dea Loher

»Das Leben auf der Praça Roosevelt« ist durch einen einjährigen Aufenthalt der Autorin in Brasilien inspiriert, während dessen sie sich auch in São Paulo aufhielt. Der dortige Praça Roosevelt ist ein dreieckiger baumbestandener Platz, dominiert von einer Kirche, umgrenzt von einer Schnellstraße und tristen Hochhäusern. Eines jener städtebaulichen Mahnmale, die vom Glauben an Wohlstand und Wachstum künden, aber längst zur Heimat der sozial Abgehängten geworden ist. Dea Loher hat dem Ort und seinen Bewohner*innen ein literarisches Denkmal gesetzt. Hier leben Menschen jeglichen Alters, Hausfrauen und Dealer, Sekretärinnen und Prostituierte, ein Revolverfabrikant und ein Polizist. Loher lässt sie in kurzen Episoden aufeinandertreffen, erzählt von ihrem alltäglichen Überlebenskampf, aber vor allem auch von ihren Träumen. Diese Träume, wie auch die Armut, sind längst kein Phänomen der Praça Roosevelt mehr, sie sind globalisiert. Doch auf dem Platz zählt die Geschichte eines jeden einzelnen, die ihn bedeutsam macht. Dea Loher portraitiert die Bewohner*innen des Platzes nicht als Opfer der Globalisierung, sie erzählt von der Würde, die ihrem Leben inne wohnt.

Dea Loher
Die 1964 in Traunstein geborene Dea Loher studierte Germanistik und Philosophie in München und szenisches Schreiben bei Heiner Müller und Yaak Kasunke. Schon ihr erstes Stück »Olgas Traum« sorgte 1991 für Aufsehen bei der Uraufführung. Ihr dramatisches OEuvre umfasst nahezu 20 Werke, die fast alle in das Repertoire des zeitgenössischen Theaters eingegangen sind. Dass Lohers Stücke in über 15 Sprachen übersetzt wurden, zeigt, wie groß auch das internationale Interesse an dieser Dramatikerin ist. Dea Loher erhielt zahlreiche Preise, hatte die Heiner-Müller-Gastprofessur für deutschsprachige Poetik inne und ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Iphigenie auf Tauris

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Von Johann Wolfgang von Goethe

Iphigenie ist eine Fremde auf Tauris. Sie kann sich der neuen Kultur, in der sie lebt, nicht anpassen und sehnt sich zurück nach Griechenland, wo sie einst von der Göttin Diana vor dem Opfertod gerettet und als Priesterin nach Tauris gebracht wurde. Auf Tauris herrscht König Thoas, den Iphigenie dazu überredete, die uralte barbarische Sitte auszusetzen, nach der jeder Fremde im Tempel der Göttin geopfert werden muss. Als aber Iphigenie den Heiratswunsch des Königs ablehnt, demonstriert er seine Macht, indem er das grausame Opferritual wieder einführt. An dem Fremden, der von den Soldaten des Königs gefangengenommen wurde, will der gekränkte Thoas ein Exempel statuieren. In dem zum Tode verurteilten Mann erkennt Iphigenie ihren Bruder Orest. Gemeinsam schmieden sie einen Plan, um von der Insel in das geliebte Griechenland zu fliehen. Doch Iphigenie bringt es nicht übers Herz, Thoas zu hintergehen. Sie enthüllt ihm den Fluchtplan und legt damit ihr Schicksal und das ihres Bruders in Thoas’ Hände.

Johann Wolfgang von Goethe
Johann Wolfgang von Goethe, 1749 in Frankfurt am Main geboren, gilt als einer der bedeutendsten Dichter der deutschsprachigen Literatur. Seine Werke zählen bis heute zu den Meisterwerken der Weltliteratur. Er begann sein Jurastudium 1768 in Leipzig, das er aber wegen einer schweren Krankheit unterbrach und 1771 in Straßburg fortsetzte. Auf Einladung von Herzog Carl August zog er nach Weimar, wo er ab 1776 im Staatsdienst arbeitete und das Hoftheater leitete. Seine beiden Italienreisen (1786 bis 1788 und 1790), die er nach persönlichen und künstlerischen Krisen unternahm, empfand er als Wiedergeburt. Goethes Werk umfasst Lyrik,
Dramen, Epik, autobiografische, kunst- und literaturtheoretische sowie naturwissenschaftliche Schriften. Er starb 1832 in Weimar.

Was ihr wollt

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Von Wiliam Shakespeare
Deutsch von Thomas Brasch

Der Schiffbruch der Zwillinge Viola und Sebastian ist Auslöser für ein seltsames Verwirrspiel: Viola strandet im unbekannten Illyrien und hält den Bruder für ertrunken. Auf sich gestellt, beschließt sie, als Bote für den Grafen Orsino zu arbeiten, schlüpft dazu in Männerkleidung und nennt sich fortan Cesario. In dieser Rolle übermittelt sie die Liebesbriefe des Grafen an dessen verehrte Olivia. Dies stellt sich als vergebliche Liebesmüh heraus, denn sie trauert eigentlich um ihren verstorbenen Bruder. Als der junge Bote mit den herzoglichen Liebesbotschaften auftaucht, kann Olivia aber dennoch ihr Herz für den Neuankömmling erweichen.
Doch auch sie stößt nicht auf gegenseitiges Interesse – Viola, immer noch als Cesario in Männerkleidung, entwickelt Gefallen an dem Grafen Orsino. Die Gefühlslage der weiteren Personen am illyrischen Hofe ist nicht minder vertrackt. Der Ritter Andreas Bleichenwang und Olivias Onkel Tobias Rülps feiern wilde Gelage oder blamieren den Verwalter Malvolio mit gefälschten Liebeserklärungen. Shakespeare lässt in seiner Verwechslungskomödie die hormonelle Gemengelage kunstvoll
explodieren. Jeder scheint verliebt zu sein und alle sind getrieben von ihren tiefsten Sehnsüchten. Neben einer unschlagbaren Komik stellt das Stück an seine Figuren somit existenzielle Fragen nach Identität, Sexualität, Irrsinn und Gewalt.

William Shakespeare
Der im elisabethanischen England des 16. Jahrhunderts wirkende William Shakespeare gehört zu den bedeutendsten Autoren der Weltgeschichte. So ewig sein Ruhm auch währt, so mysteriös scheint sein Leben. Er belieferte das Globe Theatre in London mit einer ungeheuren Anzahl von Stücken, die sowohl als Komödie als auch als Tragödie ihresgleichen suchten. Fest steht, dass auch heute kaum ein Autor öfter die Bühne erobert als Shakespeare. Ob »Macbeth«, »Romeo und Julia« oder »Was ihr wollt« – auch wenn um die Person des Autors wenig bekanntist, seine Stücke leben ewig.

Der Vortrag

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Von Christophe Pellet

Der einigermaßen erfolgreiche Stückeschreiber und Autor Thomas Blanguernon hat genug von Frankreich, von der französischen Gesellschaft und vom französischen Theater. Er flieht nach Berlin. Doch dann geht ihm das Geld aus. Er nimmt die Einladung zu einem Vortrag auf einer Konferenz zur Krise des Theaters an. So findet er sich plötzlich wieder in einer Kulturinstitution des französischen Staates und inmitten all dessen, was er verachtet. Es entspinnt sich ein so virtuoses wie furioses, so gallig komisches wie abgrundtief trauriges Solo der Verfluchung und Verwünschung.

Auf hinterhältige Art und Weise benutzt Christophe Pellet in diesem 2009 geschriebenen Text die Matrix des Theaters als Sprungbrett für eine radikale Kritik unserer neoliberalen, konsumtrunkenen gesellschaftlichen Verfasstheit.

Wilhelm Busch – Ein Querkopf auf dem Dorf

Von und mit Andreas Jeßing

»Bald klopft vor Schmerz und bald vor Lust
Das rote Ding in meiner Brust.«

Für vieles schlug das rote Ding in Wilhelm Buschs Brust: Für die Natur, die Menschen, den Humor, das Landleben. Für all das hatte der grantelnde, sehnsüchtige, wortspielende Niedersachse ein Auge, einen Satz, ein Gedicht, ein Bild. Andreas Jeßing macht sich auf eine szenisch-musikalische Lesereise und erkundet mit Texten aus »Schein und Sein«, »Zu guter Letzt« und »Kritik des Herzens« die Welt von Wilhelm Busch.


Der Querkopf auf dem Dorf wird durch den Landkreis Göttingen reisen. Falls Sie Interesse an einem Gastspiel in Ihrer Gemeinde haben, schreiben Sie bitte an kbb@dt-goettingen.de oder rufen Sie an unter 0551.49 69-351.


Gefördert vom Landschaftsverband Südniedersachsen

Wilhelm Busch – Ein Querkopf auf dem Dorf

Von und mit Andreas Jeßing

»Bald klopft vor Schmerz und bald vor Lust
Das rote Ding in meiner Brust.«

Für vieles schlug das rote Ding in Wilhelm Buschs Brust: Für die Natur, die Menschen, den Humor, das Landleben. Für all das hatte der grantelnde, sehnsüchtige, wortspielende Niedersachse ein Auge, einen Satz, ein Gedicht, ein Bild. Andreas Jeßing macht sich auf eine szenisch-musikalische Lesereise und erkundet mit Texten aus »Schein und Sein«, »Zu guter Letzt« und »Kritik des Herzens« die Welt von Wilhelm Busch.


Der Querkopf auf dem Dorf wird durch den Landkreis Göttingen reisen. Falls Sie Interesse an einem Gastspiel in Ihrer Gemeinde haben, schreiben Sie bitte an kbb@dt-goettingen.de oder rufen Sie an unter 0551.49 69-351.


Gefördert vom Landschaftsverband Südniedersachsen

Woyzeck

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Nach dem Stück von Georg Büchner
Song und Liedtexte von Tom Waits und Kathleen Brenan
Konzept von Robert Wilson
Textfassung von Ann-Christin Rommen und Wolfgang Wiens

Als Soldat gehört Woyzeck zum unteren Ende der Gesellschaft. Gehorsam verrichtet er alle Gelegenheitsarbeiten, die ihm sein Hauptmann aufträgt und lässt die Experimente des Doktors über sich ergehen. Verliebt in Marie kämpft er um eine Existenz und sorgt sich um das gemeinsame uneheliche Kind. Die Erschöpfung durch das rastlose Arbeiten schlägt sich jedoch bald nieder und Woyzeck scheint der Verstand zu entschwinden. Als der Tambourmajor und Marie sich nahekommen, begeht Woyzeck schließlich eine verhängnisvolle Tat. Georg Büchners Dramenfragment aus dem Jahr 1836 beruht nicht nur auf historischen Vorbildern, sondern beschreibt die prekäre Lebenswelt einer Unterschicht, die vom guten Willen der Bessergestellten abhängig gemacht wurde. Büchner zeichnet aber auch zutiefst menschliche Figuren, die an sich selbst scheitern. Obsession und Wahnsinn, Leben und Tod flirren in den Dialogen kunstvoll mit. Wie viel Moral kann sich der Mittellose leisten? Dem amerikanischen Musiker Tom Waits gelang eine furiose Vertonung des Sozialdramas. Sein Soundtrack lässt tief in das Innenleben der Figuren blicken, aggressive Rhythmik und romantische Melodien spiegeln das menschliche Leid von Büchners Figuren wider.

Georg Büchner
Am 17. Oktober 1813 in der Nähe von Darmstadt geboren gilt Georg Büchner als Begründer des literarischen Expressionismus. Schon während seines naturwissenschaftlichen Studiums politisierte er sich und musste als Verfasser einer revolutionären Flugschrift 1835 nach Straßburg fliehen. Seine revolutionären Tendenzen finden sich ebenfalls in seinem Dramendebüt »Dantons Tod« wieder, welches im selben Jahr erschien. »Woyzeck« blieb ein Fragment, nachdem Büchner bereits 1837 an den Folgen einer Typhuserkrankung starb und wurde erst im Jahre 1913 uraufgeführt.