Waldschlößchen
38877 Oberharz am Brocken (OT Benneckenstein)

GASTSPIEL
Tanja Krone in Koproduktion mit SOPHIENSÆLE, Berlin und HELLERAU- Europäisches Zentrum der Künste,Dresden
Leitung und Recherche: Tanja Krone
Dramaturgie: Johanna-Yasirra Kluhs
Bühne und Kostüm: Eva Lochner
Produktionsleitung: Ronja Losert
Frankenberg/Sa., 1989/90. Tanja Krone ist 13 Jahre alt und hört nur einen Satz: ”Ihr müsst jetzt lernen, die Ellenbogen auszufahren!” 30 Jahre später lebt die Künstlerin schon lange in Berlin und erhält eine Einladung: eine Produktion zum Festival “Das Ost-West-Ding” der Sophiensaele beizusteuern. Anlass für Tanja Krone, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Da gibt es kaum konkrete Erinnerungen. Aber dieser eine Satz! Der in der Schule, Zuhause, in der ganzen Stadt, im ganzen Land in der Luft lag: “Ihr müsst jetzt lernen, die Ellenbogen auszufahren!” 30 Jahre später fährt sie alleine durch die ostdeutsche Provinz (v. a. Chemnitz und Umgebung) und interviewt Eltern, Geschwister, alte Schulfreund*innen und Lehrer*innen. Wer erinnert sich wie an diesen historischen Moment, was genau verstand man unter “Ellenbogen-Prinzip” und wie wurde es etabliert, geübt?
Wird der Bruch mit erzählt, ist er schon längst unter den Teppich gekehrt und welche Auswirkungen hat das eine oder andere auf den Blick in die Zukunft? Je mehr Krone fragt, desto mehr scheint sie sich selbst wieder erinnern zu können. Das gemeinsame Besprechen der Erfahrungen zwischen 1989 und heute, dieser rückblickende Austausch reicht bis ins Jetzt. Was änderte sich zu jenem Wende-Moment 89/90 für den/die Einzelne/n? Was genau war diese Euphorie, von der heute rückblickend gesprochen wird, wann schlug sie um (und in was)? Und welche Auswirkungen zeigen sich bis heute? Wer sind wir eigentlich? Und wer ist eigentlich gemeint mit diesem “Wir”?
Tanja Krone lässt Andere für sich spielen und hört zu. Mit ihr stehen zwei Frauen auf der Bühne – die eine um die 40, die andere um die 13. Gemeinsam erkunden sie ” Mit Echten reden (1) – Das Ellenbogen-Prinzip”: körperlich, inhaltlich, musikalisch, global. Sie leihen den Gesprächspartner*innen aus Frankenberg ihre Stimmen – doch ihre Körper auf der Bühne sprechen eine eigene Sprache. Krone macht die Musik dazu: Den Soundtrack ihrer Vergangenheit, der erst noch erfunden werden muss. Aus Erinnerungen von Vielen entsteht eine neue Vergangenheit. Vielleicht entstehen daraus gemeinsame Zukünfte.
Dieses „Postdramatische Volkstheater” (Carena Schlewitt) löst ein gemeinsames Nachdenken über gesellschaftliche und biografische Umbrüche aus und eröffnet so auch dem deutschen Westen einen neuen Blick auf den vermeintlich bekannten Osten des Landes und dessen Geschichte. Austausch bei Käse und Getränken nach der Vorstellung gehören zum Abend dazu. Auch Zeit, um über den großen Fundus an Filmen, Musik und Literatur aus und über den Osten ins Gespräch zu kommen, der dem Publikum zu weiteren Beschäftigung in Papierform zur Verfügung gestellt wird. Der Abend richtet sich sowohl an junges und altes Publikum: “Mit Echten reden (1): Das Ellenbogen-Prinzip” ist im besten Sinne ein generationenübergreifendes Stück. Hier lauscht man den Stimmen verschiedener „echter Menschen” und kommt danach über die Vergangenheit und mögliche gemeinsame Zukünfte ins Gespräch.
BESETZUNG
Tanja Krone
Frida Ponizil
Emma Rönnebeck
FÖRDERUNG
Die Produktion wurde gefördert vom Hauptstadtkulturfonds im Rahmen des Festivals Das Ost-West-Ding 2019.
Termine
Sonntag 16. August
20:30 – 22:30 Uhr