Theaterpl. 11
37073 Göttingen
Deutschland
Von Bertolt Brecht | Musik von David Rimsky-Korsakow / Paul Dessau
Der Herr kann nicht ohne seinen Knecht und der Knecht findet kein Auskommen ohne seinen Herrn. Beide sind das, was sie sind, durch die Beziehung zum jeweils anderen. Tritt der eine aus seiner Rolle heraus, lässt das auch den anderen nicht unberührt. Was also wäre Herr Puntila ohne seinen Knecht Matti? Und Matti? Wäre er ohne Herrn Puntila wirklich ein freier Mensch?
Der Gutsbesitzer Puntila lebt mit seiner Tochter Eva und seinem ›Hofstaat‹ auf Gut Puntila im Tavastland, Finnland. Die Verlobung von Eva mit dem Attaché steht kurz bevor und die Belegschaft ist dabei, die nötigen Vorbereitungen zum Fest zu treffen. Allerdings ist Eva persönlich mehr am Chauffeur Matti interessiert, als an dem ihr Zugedachten. Matti dagegen hat alle Hände voll damit zu tun, das Leben seines Herren zu managen. Er fährt Herrn Puntila in die umliegenden Dörfer sowohl zum Gesindemarkt, um neue Knechte zu kaufen, als auch von einem Schabernack zum nächsten Saufgelage. Matti muss alles in einem für Puntila sein: Chauffeur, Manager, Mutter, Freund, Berater, Babysitter, Schwiegersohn … Doch am Ende stellt sich für Matti heraus, dass man mit seinem Herrn nicht befreundet sein kann. Denn echte Freundschaft beruht auf Geben und Nehmen und nicht wie beim Herr-Knecht-Verhältnis auf einseitigem Geben und Willkürherrschaft. Darüber hinaus ist es ihm unmöglich, Eva zu heiraten, da sie absolut keine Qualifikation zur Haus- und Ehefrau eines Arbeiters besitzt.
Bertolt Brecht
Bertolt Brecht wurde 1898 in Augsburg geboren. Früh begann er, Lieder und Gedichte zu verfassen und sie einem ausgewählten Publikum vorzutragen. 1918 schrieb er sein erstes Drama »Baal«. Er brach sein Medizinstudium ab und wurde freier Schriftsteller und Regisseur. 1933 floh er vor den Nazis ins Exil. Seine Flucht führte ihn über die Schweiz nach Dänemark, Schweden, Finnland und schließlich in die USA. »Herr Puntila und sein Knecht Matti« schrieb Brecht 1940/41 mit Unterstützung der finnischen Dichterin Hella Wuolijoki, auf deren Gut er mit seiner Familie während dieser Zeit in Finnland lebte. Nach dem Krieg gründete er 1949 das Berliner Ensemble, das er bis zu seinem Tod 1956 leitete.