Die Schutzbefohlenen – Deutsches Theater Göttingen

Wann:
21. November 2015 um 19:45 – 21:25
2015-11-21T19:45:00+01:00
2015-11-21T21:25:00+01:00
Wo:
Deutsches Theater Göttingen -DT -1
Theaterpl. 11
37073 Göttingen
Deutschland
Preis:
siehe Veranstalter
Kontakt:
Die Schutzbefohlenen - Deutsches Theater Göttingen @ Deutsches Theater Göttingen -DT -1 | Göttingen | Niedersachsen | Deutschland

Die Schutzbefohlenen

Von Elfriede Jelinek

Im Dezember 2012 besetzten Flüchtlinge die Wiener Votivkirche. Vielen von ihnen drohte die Abschiebung und damit Lebensgefahr beim Wiederbetreten ihrer Heimatländer, andere wiederum waren illegal nach Österreich gekommen, um dort Armut und Perspektivlosigkeit zu entgehen. Die Okkupierung der zweitgrößten Kirche Wiens entfachte eine heftige Kontroverse zwischen rechtem und linkem politischen Lager, in die sich Elfriede Jelinek mit »Die Schutzbefohlenen« vehement einmischte.

Egal, ob Flüchtlinge aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen nach Europa kommen, sie folgen damit der wichtigsten Verheißung des Alten Kontinents: Leben in Freiheit und Wohlstand. Beide sind untrennbar mit den politischen Utopien verbunden, die Europa groß gemacht haben und zumindest der europäische Wohlstand wurde, und wird noch immer, auf dem Rücken außereuropäischer Länder erwirtschaftet. Schon vor 2.500 Jahren hat Aischylos, auf dessen Tragödie »Die Schutzflehenden« sich Elfriede Jelinek in ihrem Text bezieht, aufgezeigt, dass die Fähigkeit zum Mitleid der Kern einer humanen Gesellschaft ist.

Im 21. Jahrhundert stellt Jelinek klar, dass es für Europa gilt, Verantwortung zu übernehmen für die Flüchtlingsscharen, die über seine Grenzen fluten, wenn es nicht seine ideellen Fundamente zerstören will. Dem Schicksal der »Schutzbefohlenen« stellt sie die Welt des österreichischen Industriemagnaten Frank Stronach gegenüber, der durch seine geplante Übernahme von Opel bekannt wurde, und der mit seiner Partei »Team Stronach« eine extrem neoliberale Politik vertritt. In dieser aber ist kein Platz für Mitleid mit denen, die anderen Orts zu Opfern geworden sind, willkommen ist nur, wer ökonomischen Nutzen bringt.

Elfriede Jelinek
Die österreichische Autorin wurde 2004 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet, den sie für »den musikalischen Fluss von Stimmen und Gegenstimmen in Romanen und Dramen, die mit einzigartiger sprachlicher Leidenschaft die Absurdität und zwingende Macht der sozialen Klischees enthüllen« erhielt. Mit analytischem Blick und virtuoser Sprache legt sie die Auswüchse der spätkapitalistischen Gesellschaft frei.

Von Elfriede Jelinek

Im Dezember 2012 besetzten Flüchtlinge die Wiener Votivkirche. Vielen von ihnen drohte die Abschiebung und damit Lebensgefahr beim Wiederbetreten ihrer Heimatländer, andere wiederum waren illegal nach Österreich gekommen, um dort Armut und Perspektivlosigkeit zu entgehen. Die Okkupierung der zweitgrößten Kirche Wiens entfachte eine heftige Kontroverse zwischen rechtem und linkem politischen Lager, in die sich Elfriede Jelinek mit »Die Schutzbefohlenen« vehement einmischte.

Egal, ob Flüchtlinge aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen nach Europa kommen, sie folgen damit der wichtigsten Verheißung des Alten Kontinents: Leben in Freiheit und Wohlstand. Beide sind untrennbar mit den politischen Utopien verbunden, die Europa groß gemacht haben und zumindest der europäische Wohlstand wurde, und wird noch immer, auf dem Rücken außereuropäischer Länder erwirtschaftet. Schon vor 2.500 Jahren hat Aischylos, auf dessen Tragödie »Die Schutzflehenden« sich Elfriede Jelinek in ihrem Text bezieht, aufgezeigt, dass die Fähigkeit zum Mitleid der Kern einer humanen Gesellschaft ist.

Im 21. Jahrhundert stellt Jelinek klar, dass es für Europa gilt, Verantwortung zu übernehmen für die Flüchtlingsscharen, die über seine Grenzen fluten, wenn es nicht seine ideellen Fundamente zerstören will. Dem Schicksal der »Schutzbefohlenen« stellt sie die Welt des österreichischen Industriemagnaten Frank Stronach gegenüber, der durch seine geplante Übernahme von Opel bekannt wurde, und der mit seiner Partei »Team Stronach« eine extrem neoliberale Politik vertritt. In dieser aber ist kein Platz für Mitleid mit denen, die anderen Orts zu Opfern geworden sind, willkommen ist nur, wer ökonomischen Nutzen bringt.

Elfriede Jelinek
Die österreichische Autorin wurde 2004 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet, den sie für »den musikalischen Fluss von Stimmen und Gegenstimmen in Romanen und Dramen, die mit einzigartiger sprachlicher Leidenschaft die Absurdität und zwingende Macht der sozialen Klischees enthüllen« erhielt. Mit analytischem Blick und virtuoser Sprache legt sie die Auswüchse der spätkapitalistischen Gesellschaft frei.