Theaternatur-Festival: MAUERSCHAU

GASTSPIEL
Nele Stuhler in Koproduktion mit uniT Graz und SOPHIENSÆLE

Text und Regie: Nele Stuhler
Dramaturgie: Lisa Schettel
Bühne: Julius Lehniger
Sounddesign: Laura Eggert
Licht: Anahí Perez
Produktion: Jasna Witkoski

Ich bin Nele. Ich wurde am Tag des Mauerbaus im Jahr des Mauerfalls in Ost-Berlin geboren. Meine Oma nennt mich Mauer-Nele. Die alljährlichen Meldungen zum Mauergedenken gehören zu meinem Geburtstag wie Kuchen, Kerzen und Sommer. Mein Leben ist so wie es ist, weil es die Mauer nicht mehr gibt. Mein Leben ist aber auch so, weil es die Mauer gab, weil Menschen mit ihr gelebt haben, weil ich an den Resten der Mauer sozialisiert wurde. Diese sogenannte Mauer und ich, wir sind irgendwie verbunden, auch wenn wir uns persönlich kaum kennengelernt haben. Was habe ich also zu tun mit diesem fernen mythischen Land, das in den Erzählungen der Anderen irgendwo zwischen Schlaraffenland und Gulag changiert?

„Mauerschau“ ist aber gar kein Projekt über die Mauer, sondern über eine spezifische Konstellation zwischen deutscher Geschichte und privater Biografie. Ausgehend von einem Zahlenspiel, von einer zufälligen Kulmination von Ereignissen des eigenen Mikro- und Makrokosmos beschäftigt sich „Mauerschau“ mit der jüngeren deutschen Geschichte aus einer absolut unzulässigen subjektiven Perspektive.

Das Leben Neles Eltern und aller anderen Menschen in der DDR hat sich, egal in welchem Verhältnis sie zum System standen, mit dem Fall der Mauer grundlegend verändert. Dabei geht es nicht nur um Reisefreiheit und freie Wahlen. Es geht darum, dass auf jeder Ebene des Lebens, ob Beruf, Familie, Kunst oder das eigene Wertesystem, nichts so weitergehen konnte, wie vorher. Dies bedeutet sowohl das Auftun von ungeahnten Möglichkeiten als auch das Scheitern von ganzen Lebensentwürfen, sicher jedoch eine Umorientierung. Was hat die neuere deutsche Geschichte mit mir zu tun hat und was vielleicht auch nicht. Es geht darum, überhaupt ein Sprechen zu finden, was weder der Geschichtsschreibung gerecht werden muss, sich weder verteidigen noch (nur) einkitschen will.

Als Recherchematerial und Ausgangspunkt der Beschäftigung dienen zum einen die Gespräche zwischen den Beteiligten des Projekts, die alle um die Wende in Ostdeutschland geboren wurden und zum anderen Interviews mit Zeitzeug_innen, vor allem mit den eigenen Eltern und anderen Familienmitgliedern, mit Freunden und Bekannten. All diese Informationen und Berichte bilden die Grundlage von „Mauerschau“. Zudem beschäftigt sich das Stück mit verschiedenen Ausprägungen biografisch-literarischen Schreibens in der DDR unter anderem mit dem literarischen Projekt „Ein Tag im Jahr“ von Christa Wolf. Sie beschreibt hier von 1960 bis zu ihrem Tod jedes Jahr einen Tag ihres Lebens. Nicht um dieses Material direkt zu verwenden, sondern um sich der DDR auf einer anderen, ohnehin immer subjektiv geprägten Ebene zu nähern.

 

BESETZUNG

Paula Thielecke

 

FÖRDERUNG

Die Produktion wurde gefördert vom Hauptstadtkulturfonds und Heinz und Heide Dürr Stiftung.

Das Gastspiel wird unterstützt durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ Gastspielförderung Theater, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, sowie den Kultur- und Kunstministerien der Länder.

Theaternatur-Festival: MIT ECHTEN REDEN (1): DAS ELLENBOGEN-PRINZIP

GASTSPIEL
Tanja Krone in Koproduktion mit SOPHIENSÆLE, Berlin und HELLERAU- Europäisches Zentrum der Künste,Dresden

Leitung und Recherche: Tanja Krone
Dramaturgie: Johanna-Yasirra Kluhs
Bühne und Kostüm: Eva Lochner
Produktionsleitung: Ronja Losert

Frankenberg/Sa., 1989/90. Tanja Krone ist 13 Jahre alt und hört nur einen Satz: ”Ihr müsst jetzt lernen, die Ellenbogen auszufahren!” 30 Jahre später lebt die Künstlerin schon lange in Berlin und erhält eine Einladung: eine Produktion zum Festival “Das Ost-West-Ding” der Sophiensaele beizusteuern. Anlass für Tanja Krone, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Da gibt es kaum konkrete Erinnerungen. Aber dieser eine Satz! Der in der Schule, Zuhause, in der ganzen Stadt, im ganzen Land in der Luft lag: “Ihr müsst jetzt lernen, die Ellenbogen auszufahren!” 30 Jahre später fährt sie alleine durch die ostdeutsche Provinz (v. a. Chemnitz und Umgebung) und interviewt Eltern, Geschwister, alte Schulfreund*innen und Lehrer*innen. Wer erinnert sich wie an diesen historischen Moment, was genau verstand man unter “Ellenbogen-Prinzip” und wie wurde es etabliert, geübt?

Wird der Bruch mit erzählt, ist er schon längst unter den Teppich gekehrt und welche Auswirkungen hat das eine oder andere auf den Blick in die Zukunft? Je mehr Krone fragt, desto mehr scheint sie sich selbst wieder erinnern zu können. Das gemeinsame Besprechen der Erfahrungen zwischen 1989 und heute, dieser rückblickende Austausch reicht bis ins Jetzt. Was änderte sich zu jenem Wende-Moment 89/90 für den/die Einzelne/n? Was genau war diese Euphorie, von der heute rückblickend gesprochen wird, wann schlug sie um (und in was)? Und welche Auswirkungen zeigen sich bis heute? Wer sind wir eigentlich? Und wer ist eigentlich gemeint mit diesem “Wir”?

Tanja Krone lässt Andere für sich spielen und hört zu. Mit ihr stehen zwei Frauen auf der Bühne – die eine um die 40, die andere um die 13. Gemeinsam erkunden sie ” Mit Echten reden (1) – Das Ellenbogen-Prinzip”: körperlich, inhaltlich, musikalisch, global. Sie leihen den Gesprächspartner*innen aus Frankenberg ihre Stimmen – doch ihre Körper auf der Bühne sprechen eine eigene Sprache. Krone macht die Musik dazu: Den Soundtrack ihrer Vergangenheit, der erst noch erfunden werden muss. Aus Erinnerungen von Vielen entsteht eine neue Vergangenheit. Vielleicht entstehen daraus gemeinsame Zukünfte.

Dieses „Postdramatische Volkstheater” (Carena Schlewitt) löst ein gemeinsames Nachdenken über gesellschaftliche und biografische Umbrüche aus und eröffnet so auch dem deutschen Westen einen neuen Blick auf den vermeintlich bekannten Osten des Landes und dessen Geschichte. Austausch bei Käse und Getränken nach der Vorstellung gehören zum Abend dazu. Auch Zeit, um über den großen Fundus an Filmen, Musik und Literatur aus und über den Osten ins Gespräch zu kommen, der dem Publikum zu weiteren Beschäftigung in Papierform zur Verfügung gestellt wird. Der Abend richtet sich sowohl an junges und altes Publikum: “Mit Echten reden (1): Das Ellenbogen-Prinzip” ist im besten Sinne ein generationenübergreifendes Stück. Hier lauscht man den Stimmen verschiedener „echter Menschen” und kommt danach über die Vergangenheit und mögliche gemeinsame Zukünfte ins Gespräch.

 

BESETZUNG

Tanja Krone
Frida Ponizil
Emma Rönnebeck

 

FÖRDERUNG

Die Produktion wurde gefördert vom Hauptstadtkulturfonds im Rahmen des Festivals Das Ost-West-Ding 2019.

Termine

Sonntag 16. August
20:30 – 22:30 Uhr

Theaternatur-Festival: ZIRKA TROLLOP

08.AUGUST | HASSELFELDE
09.AUGUST | KURPARK BRAUNLAGE

Zirkus-Trilogie nach Franz Kafka

GASTSPIEL
FREI|LUFT|KULTUR
Jana Korb + Anja Gessenhardt, Berlin

 

Idee, Umsetzung, Spiel Jana Korb und Anja Gessenhardt
Bühnenarbeiterin Hoppe Hoppinsky
Dramaturgie Lena Fritschle
Outer Eyes Lionel Menard, Benjamin Richter

 

Eine Trapezkünstlerin hatte ihr Leben derart eingerichtet, dass sie Tag
und Nacht auf dem Trapeze blieb. Aber eines Tages entdeckte sie, dass
ein Trapez nicht mehr ausreichte:
“Nur diese eine Stange in den Händen
– wie kann ich denn leben?”

Hinter den Kulissen des Theaters liegen Welten: Dass die Stagehand hoffnungslos verliebt ist und die Trapezkünstlerin niemals ihr Trapez verlassen will, sind nur zwei von vielen Herausforderungen, die die Impresaria zu meistern hat.

Anja Gessenhardt und Jana Korb verschreiben sich dem artistischen Theater – mit zirka trollop verschränken sie Literatur und Schauspiel mit Boden- und Luftakrobatik. Mit Kafkas Parabel von der Trapezkünstlerin und ihrer Impresaria begeben sie sich auf eine Reise zwischen den Emotionen, zwischen Theater und Zirkus, zwischen Komik und Drama.

Als akrobatische Lesung, an der Vertikalstange und am Trapez.

Frei nach Kafka – existenziell und doch humorvoll.

 

Theaternatur-Festival: DANKE MERKEL – Eine Stückentwicklung

 GASTSPIEL
Junges Ensemble Theater im Keller, Köln
ab 12 Jahren

Regie und Konzept: Christoph Steć
Regie und Choreographie: Silke Schuster
Künstlerische Mitarbeit: Finn Cam
Stimmbildung: Katharina Singh
Bühne und Licht: Jan-Marco Schmitz
Technik: René Goethe
Kostüm: Sarah Ferreira dos Santos e Sousa
Grafik: Alina Böhmer

Premiere: 13. Januar 2020
Spieldauer: ca. 75 min.
Nominiert Berliner Theatertreffen der Jugend 2020

Die Welt steckt in der Krise – zumindest darüber sind sich alle einig. Aber in welcher Krise genau? Unseren Regierenden jedenfalls scheint die Dieselkrise mehr Kopfzerbrechen zu bereiten als die Krise, vor der uns praktisch die gesamte Wissenschaft warnt. Also was tun? Vorsorglich Lernen bis zum Umfallen oder freitags auf die Straße gehen? Aber was ist schon die Angst davor, die eigene Zukunft zu vermasseln, gegenüber der Angst, dass es diese Zukunft wahrscheinlich gar nicht geben wird? Und wer ist jetzt schuld an dem Ganzen? Die Kanzlerin, die Konsument*innen oder die Konzerne? Während sich alle streiten, versuchen andere längst die Welt zu retten. Wo warst du? – werden die zukünftigen Generationen fragen. Auf der Bühne! – werden wir antworten.

Eine Stückentwicklung von elf jungen Menschen aus Köln und Umgebung.

(Auszug aus der Bewerbung zum OPEN CALL)
“Wir sind jung und bis auf Khalaf, der aus dem Irak gekommen ist, sind wir alle im Westen groß geworden. Das Thema der deutschen Einheit hat für uns nie eine so große Rolle gespielt, denn sie war immer irgendwie selbstverständlich für uns. Während unserer Proben haben wir uns zwar auch damit beschäftigt, denn Angela Merkel stammt aus der DDR und wir haben uns zum Beispiel gefragt, warum das in ihrer Kanzlerschaft nur so selten eine Rolle gespielt hat. (…) Den Inhalt unseres Stückes haben wir selbst bestimmt und es sind die Themen geblieben, die uns aktuell am dringlichsten beschäftigt haben. Das war vor allem der Klimawandel und unsere Zukunftsangst, außerdem Rassismus und Rechtsextremismus, BigData und die Algorithmen, Feminismus, Schulsystem und Fragen des Zusammenlebens und des Politischen in der Gesellschaft und im Privaten allgemein.

Wir denken, dass der Begriff EINHEIT auch eine Rolle in unserer Produktion spielt. Wir stellen die Frage nach der Einheit der Menschen angesichts des Klimawandels und wachsender globaler Ungerechtigkeit. Wir Fragen nach der Einheit im Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus. Wir versuchen durch performative Mittel ein Gefühl des Gemeinsamen mit dem ganzen Publikum zu erzeugen (…) – Wir wollen Menschen zusammenbringen und ein gemeinschaftliches Gefühl der Hoffnung hinterlassen, denn nur so fühlen wir uns stark genug für Veränderungen einzutreten. Und diese Veränderungen muss es geben, denn das ist praktisch unsere ENDSTATION. Entweder wir steigen zusammen als Einheit aus, oder wir durchbrechen mit dem Zug die Absperrung und rasen ungebremst auf den Abgrund zu.”

 

BESETZUNG

Krishna Adelberger
Hannah Marie Bahlo
Johanna Bodemer
Khalaf Sabri Dawood
Vega Fenske
Justin Herlth
Maira Kellers
Paula Mai
Leander Sparla
Amely Störk
Sarah Uwimana

Theaternatur-Festival: LOLI JACKSON UND DER SINN VON ALLEM

Spielorte: 15. AUGUST | ELBINGERODE *16. AUGUST | BENNECKENSTEIN

GASTSPIEL
FREI|LUFT|KULTUR
Rumpel Pumpel Theater, Bochum

von + mit
Lisa Jopt
Johannes Lange
Pirmin Sedlmeir

Im ersten Stück des RUMPEL PUMPEL THEATERS begleiten wir die deutsche Affenagentin Loli Jackson durch einen ganz normalen Arbeitstag. Nach einer flotten Führung durch ihr umfangreiches Portfolio klingelt auch schon das Bananentelefon: Ein Produzent benötigt für seine nächste Familienvorabendserie einen Affen.
Präferieren würde der gute Herr ja eine Meerkatze, nur sind diese äußerst schwierig zu bekommen.
Loli schlägt ihm einen Schimpansen vor, doch der Mann bleibt skeptisch.
Da klingelt es an der Tür. Wer mag es sein? Überraschung: Die Handwerker kommen zum vierteljährlichen Komplettcheck vorbei. Nachdem der Balkon der lieben Frau Jackson von Chef und Lehrling fachmännisch gewartet wurde, klingelt es erneut in der Agentur:
Wieder das Telefon, wieder der Produzent, er entscheidet sich für den Schimpansen aus der hiesigen Affenagentur. Herzlichen Glückwunsch Loli! Doch da tritt ein Gegenspieler auf den Plan:
Ein äußerst undurchsichtiger Privatdetektiv, halb Mensch, halb Tier, immer zur Stelle, wenn womöglich krumme Dinger gedreht werden. Und er behält Recht: Loli kann die falsche Fassade nicht mehr länger aufrecht erhalten und bricht vor dem Publikum in Tränen aus. Doch Rettung naht offenbar in letzter Sekunde: Eine talentierte Meerkatze wird bei Loli vorstellig. Ist das die Rettung für ihre Agentur? Vielleicht!
Doch zunächst muss noch ein berühmter Fisch gefangen und ein berüchtigter Schurke zur Strecke gebracht werden…

 

BESETZUNG

Lisa Jopt
Johannes Lange
Pirmin Sedlmeir

 

Aufführungsrechte: n.N.

FÖRDERUNG

Gefördert durch n.N.

Theaternatur-Festival: BLÜHENDE RANDSCHAFTEN * STAHL

GASTSPIEL
LUNATIKS, Berlin

von + mit Elisa Hofmann
Janette Mickan
Anna-Katharina Müller
Michael Müller, Eva-Maria Reimer
Christine Rollar
Ilka Rümke
Fabian Eichner
Sooeun Lee
Thomas Mehlhorn
Johannes Moss
Sebastian Schlemminger
Amelie Hafner
Fotos n.N.

Premiere: 26.09.2019 im Rahmen des Wendejahrmarkt im Industriemuseum Brandenburg an der Havel
Spieldauer: ca. 120 min. 

1914 wurden in Brandenburg die ersten Bleche gewalzt. In der Zeit des geteilten Deutschlands wuchs das Stahl- und Walzwerk Brandenburg zum größten Rohstahlproduzenten der DDR. Nach der Wende dann der typische Verlauf: die Technik war nach westlichem Standard nicht mehr zeitgemäß, Verkauf durch die Treuhand, gleichzeitige Modernisierung und Entlassungswelle. Der größte Teil des ehemaligen Stahl- und Walzwerkes wird endgültig stillgelegt. LUNATIKS recherchierte Biografien der Mitarbeiter*innen des Stahl- und Walzwerkes von damals, zu denen auch berühmte DDR-Größen, wie etwa Manfred Krug gehörten, aber auch von Mitarbeiter*innen der Treuhand und anderen Menschen, deren Leben mit diesem Ort verknüpft waren. In dem entstandenen Theaterabend wurden Geschichten des Umbruchs erzählt: vom Arbeitsalltag zur Hochzeit des Werks bis hin zu den Schwierigkeiten der Planwirtschaft und des Übergangs zur Freien Marktwirtschaft. Was bleibt, wenn ein Industriestandort verschwindet, sind die Geschichten und Erinnerungen der Menschen, die diesen Ort einmal belebt haben.

Der Fall des Stahl- und Walzwerk Brandenburg ist exemplarisch für das Schicksal von diversen Betrieben der DDR nach dem Fall der Mauer. Die dort erlebten Geschichten spiegeln wider, was eine große Mehrzahl der Ostdeutschen um 89/90 erlebt hat. Die Folgen spüren wir heute vielleicht deutlicher als jemals zuvor, wie die letzten Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen oder die Regierungsbildung in Thüringen gezeigt haben. Umso wichtiger ist es, diese Geschichten zu erzählen, auch um die Vergangenheit hinter sich zu lassen und einen wirklichen Neuanfang zu wagen. 2020 endet die Sperrfrist der Treuhandakten. An einer anderen, komplexeren Narration der Wiedervereinigung mitzuschreiben, ist wichtig für die Stärkung der Demokratie und für die deutsch-deutsche Zukunft der folgenden Generationen.

Inszeniert wurde „BLÜHENDE RANDSCHAFTEM*Stahl“ im Industriemuseum Brandenburg, das nach der Stilllegung des Werkes an Ort und Stelle entstanden ist. Für die Tour-Variante wird die Industriekulisse durch Projektionen abgebildet und der Text ggf. an lokale Besonderheiten angepasst.

 

BESETZUNG

Elisa Hofmann
Janette Mickan
Anna-Katharina Müller
Michael Müller, Eva-Maria Reimer
Christine Rollar
Ilka Rümke
Fabian Eichner
Sooeun Lee
Thomas Mehlhorn
Johannes Moss
Sebastian Schlemminger
Amelie Hafner

 

FÖRDERUNG

Gefördert im FONDS DOPPELPASS der Kulturstiftung des Bundes

 

Theaternatur-Festival: DA, WO ALLE GLEICH SIND, GIBT ES KEINEN

GASTSPIEL
Demjan Duran, München

Regie und Raum Demjan Duran
Dramaturgie Julia Hammerstiel
Musik Giovanni Berg
Fotos n.N.

Premiere: 19. Februar 2020, Reaktorhalle München
Spieldauer: ca. 70 min.

Man wird in die Welt geworfen. Da ist man also und existiert. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man sich fragt, wie man zu der*dem geworden ist, die*der man ist. Der Regisseur und seine Eltern sind in einem Land geboren, das es nicht mehr gibt. 1991 kommen sie gemeinsam in die BRD. Interviews mit den Eltern bilden die Basis einer performativen Auseinandersetzung. Inwiefern sind vergangene Erlebnisse innerhalb der Familie für die eigene ( politische ) Identität bestimmend?

In „Da wo alle gleich sind, gibt es keinen“ beschäftigt sich Demjan Duran mit seinen Wurzeln. Duran wurde 1991 im sozialistisch föderativen Staat Jugoslawien geboren. Im selben Jahr zieht seine Familie aufgrund der sich zuspitzenden politischen Lage nach Deutschland – wo sie bis heute leben. Die persönliche Familiengeschichte wird zum Sinnbild einer Auseinandersetzung über Zugehörigkeit und Identität. Basierend auf Interviews mit seinen Eltern befragt der Regisseur seine Familiengeschichte: Wie war es, in einem kommunistischen Staat zu leben? Warum sind wir nicht in Jugoslawien geblieben? Wie sind wir nach Deutschland gekommen? Bin in Deutscher oder Jugoslawe? Die Eltern erzählen Geschichten über soziale Gleichheit, über die Liebe zu einem Staatsoberhaupt und die Ungerechtigkeiten der heutigen Gesellschaft. Wie versteht die Nachfolgegeneration diese Argumente und Ideale und wo bleibt es eine nostalgische Sehnsucht? Duran kreiert zusammen mit seinem Team ein performatives Stück, das sich auf die Suche nach dem Gegenwärtigen in der Vergangenheit begibt.

Die Performance reflektiert eine individuelle Geschichte die jedoch sinnbildlich auf Jedermann übertragbar ist. Alles was auf der Bühne passiert ist so universell, sodass jedem Zuschauer Raum für seine eigene Interpretation gewährt wird. Die Solidarität die sich zwischen uns konstruiert ist, dass wir alle einer gemeinsamen Geschichte folgen die uns auf unterschiedlichste Weise verbindet, unabhängig von Nationalität, Herkunft oder Religion.

BESETZUNG

Leonard Dick

Theaternatur-Festival: ALLES | WAS WIR HABEN

Ein Spiel um ein Stück Heimat

 GASTSPIEL
syn:format, Berlin

von + mit Alaa Nasser
Jonathan Bamberg
Katharina Rosenberger
Mira Sharma
Mohammed Ali
Künstlerische Leitung Magdalena Scharler
Musik Jonathan Bamberg
Bühne Magdalena Scharler
Katharina Rosenberger
Mira Sharma
Fotos Simon Detel

Premiere: 12. Juli 2019 im Michael Tschechow Studio Berlin
Sprache: deutsch, mit kurzen arabischen Passagen
Spieldauer: ca. 90 min.

Fünf junge Menschen. Zwei von ihnen kommen aus Syrien, drei aus Deutschland. Im weissen Raum des Stückes spielen sie an gegen die Schatten der Vergangenheit und gegen die Schatten einer ungewissen Zukunft, die zum handeln aufruft. Doch wie?  Wie anfangen in einer Gegenwart, in der jeder allein ist?

So wie das Stück durch die Corona-Krise unfreiwillig an Aktualität gewonnen hat, so steht es auch für den Gedanken oder vielmehr die unbedingte Notwendigkeit einer bunten Einheit! Durch den transkulturellen Ansatz in der Zusammenarbeit stehen unterschiedliche Spielweisen, Körperlichkeiten und Standpunkte selbstverständlich nebeneinander. Sie sorgen für Konflikte, schaffen Grenzen, nähern sich einander an, ordnen und verflechten sich neu und bereichern einander, ohne sich anpassen zu müssen. So schaffen Stück und Kollektiv neue und unerwartete Perspektiven und Impulse für die Gestaltung einer freiheitlich-humanistischen Gesellschaft.

 

BESETZUNG

Alaa Nasser
Jonathan Bamberg
Katharina Rosenberger
Mira Sharma
Mohammed Ali

syn:format gründete sich 2015 auf Initiative von jungen geflüchteten Männern in einer Berliner Notunterkunft. Ohne Institution im Rücken erarbeiteten sie, die vorher kein Theater von innen gesehen hatten, gemeinsam mit Berliner Theatermacher*innen und neu hinzukommenden Ensemblemitgliedern, darunter geflüchtete Theater-und Kulturschaffende, die Inszenierungen ‘Letter to the world’ (2016) und ‘Deine Heimat. Meine Heimat’ (2017). Diese ‘Trilogie des Ankommens’ fand 2018 in ‘FREIHEIT’ ihren Abschluss. ‘FREIHEIT’ wurde 2019, gefördert von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur, mit großem Erfolg im Theater im Delphi wiederaufgenommen. 2018 wurde das Kollektiv mit dem 1. Preis des vom Berliner Senat ausgelobten Farbenbekennen- Award ausgezeichnet.

 

Theaternatur-Festival: WENDE | KINDER | 2020

ULTURREVIER HARZ

Leitung
Pädagogische Leitung Anna Schwindack
Künstlerische Leitung Janek Liebetruth
Mitarbeit Jennifer Fulton

Erfahrungen zu den Zeiten der Wiedervereinigung

Ein theaterpädagogisches Kooperationsprojekt zwischen dem Kulturrevier Harz, der Grundschule Benneckenstein und der Grundschule Hohegeiß

BESETZUNG

n.N.

FÖRDERUNG

Gefördert durch das Programm “tanz und theater machen stark” des Bundesverbands Freie Darstellende Künste mit Mitteln der Bundesministeriums für Bildung und Forschung

Theaternatur-Festival: UN|EINS

KULTURREVIER HARZ 

Projektleitung: Nadja Kadel

UN|EINS heißt der dreiteilige Tanzabend, der sich aus ganz unterschiedlichen Perspektiven mit dem Thema Spaltung auseinandersetzt. Seine Protagonist*innen suchen die Synthese von Einheit und persönlicher Freiheit und inszenieren sie zugleich als Spannung, so Xenia Wiest, die in ihrer Uraufführung die Abgründe dieses Verhältnisses zwischen Einheit und Freiheit auslotet. Das Tanztheater Erfurt wagt sich in “Konsequenzen” an Themen, die aktuell gesellschaftlich und politisch spalten. In Yotam Peleds “Boys Don’t Cry” erleben wir die Metarmorphose eines einsamen Mannes, der um seine persönliche Freiheit kämpft.

PARADOX

URAUFFÜHRUNG

Choreographie: Xenia Wiest
Dramaturgie: Nadja Kadel
Ausstattung: Melanie Jane Frost
Assistenz: Fabio Palombo
Licht Design: Ingo Jooß

Dauer: ca. 30 min.

Xenia Wiest kam mit neun Jahren aus dem sowjetischen Moskau nach Deutschland. Ihre Kindheit stand im Zeichen politischer Kontrolle: „Meine Eltern mussten sich der Mehrheit anschließen, die Indvidualität eines Andersdenkenden war nicht gewünscht. Freiheit im Sinn von politischer Meinungsfreiheit haben wir erst nach der Emigration kennen und schätzen gelernt.“ Die klassisch ausgebildete Tänzerin begann schon früh zu choreographieren. Schon in ihren ersten Arbeiten für das Staatsballett Berlin war Freiheit eines ihrer zentralen Themen. Ihre Performer*innen tanzen einen sehr musikalischen, modernen Bewegungsstil auf klassischer Basis (die Frauen tragen oft Spitzenschuhe). In der Choreografie dieses Abends stellt sie sich die Frage, wie sich persönliche Freiheit mit dem Agieren in der Gruppe (der Gesellschaft) vereinbaren lässt, wie Kompromisse erreicht werden können und wie die Freiheit der Meinung, unter heutigen medialen Bedingungen, sowohl mit der öffentlichen als auch mit der individuellen Freiheit zu vermitteln sind.

Fabio Palombo
Alice Gaspari
Marco Rizzi
Weronika Frodyma

 


KONSEQUENZEN

TANZTHEATER ERFURT

Konzept und Choreografie: Ester Ambrosino
Musik: Michael Krause
Kostüme: Jelena Albrecht
Licht: Stefan Winkler
Videoprojektion: Manuel Schuler

Uraufführung 21.9.2017, Theater Erfurt, Studiobühne
Dauer: ca. 60 min.

Die Darstellung einer überforderten Gesellschaft mit den daraus resultierenden dramatischen Folgen ist allgegenwertig. Virtuos und bildhaft setzt die Choreografie um, welche Konsequenzen sich aus dem Miteinander, Nebeneinander Nebeneinander oder Gegeneinander der Tänzer*innen ergeben. Die Beschränktheit des Bühnenraums verstärkt durch Videoprojektionen die Fülle der Bilder und Szenen und regt zu einer kritischen Überprüfung eigener Werte an. Die cinematische Umsetzung der Musikkomposition begleitet und verstärkt die szenische Handlung, schafft Übergänge und erzeugt bleibende Emotionen.

Martin Angiuli
Daniela Backhaus
Veronica Bracaccini
Manuel Schuler
Marieke Engelhardt
Luma Lee
Daniel Medeiros
Kathrina Wilke
Tabea Wittulsky


BOYS DON’T CRY

Choreographie: Yotam Peled
Musik: Radioslave, People Skills, øjeRum

Premiere: April 2017
Dauer: ca. 20 min.

Das Solo “Boys Don’t Cry” ist ein Tanztheaterstück welche sich die Transformation eines Mannes abstrahiert widerspiegelt. Die Idee dazu ist vor fünf Jahren entstanden, als der Choreograph und Tänzer Yotam Peled  von Israel nach Deutschland gezogen ist. Es erforscht wie ein Ritual zwischen Tänzer und Publikum die eigene Emotionalität, Zerbrechlichkeit und Verletzbarkeit. und akzeptiert die Faktoren als Teil von Männlichkeit. Die Performance enthält Nacktheit.

Die Grundzüge des Solos wurden im September 2015 im Zuge eine Residenzprogramms in Awaji Island, Japan entwickelt. Dort erhielten die Skizzen den Publikumspreis. Danach wurde es im Dezember 2016 in Form einer Vor-Premiere  im Black Box Theater in Hanoi, Vietnam, gezeigt. Die offizielle Premiere des fertigen Stücks fand im April 2017 im Ada Studio in Berlin statt. Seitdem wurde es weltweit aufgeführt.

 

FÖRDERUNG

UN|EINS wird gefördert durch die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt.
KONSEQUENZEN wurde gefördert aus Mitteln der Kulturstiftung Mittelthüringen.
BOYS DON’T CRY wurde unterstützt durch European Cultural Foundation – STEP travel grants